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Müller, S. (2019). Räumliche Verknüpfung georeferenzierter Umfragedaten mit Geodaten: Chancen, Herausforderungen und praktische Empfehlungen. In U. Jensen, K. Weller, & S. Netscher (Eds.), Forschungsdatenmanagement sozialwissenschaftlicher Umfragedaten (pp. 211–230). Verlag Barbara Budrich. https://doi.org/10.3224/84742233

Zusammenfassung

Georeferenzierte Daten sind Daten, die mit direkten Raumbezügen, d.h. Geokoordinaten angereichert wurden (Meyer/Bruderer Enzler 2013: 323). Anwendungen für diese Daten finden sich vor allem in wissenschaftlichen Fachdisziplinen wie der Ökologie, z.B. bei der Untersuchung natürlicher Habitate von Vögeln oder der Bodenbeschaffenheit von Waldgebieten (Plant 2012: 9ff.). In der sozialwissenschaftlichen Umfrageforschung ist seit einigen Jahren ebenfalls eine verstärkte Nachfrage (Schweers et al. 2016; RatSWD – Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten 2012) sowie ein zunehmender Einsatz (Bluemke et al. 2017; Hillmert/Hartung/Weßling 2017) georeferenzierter Umfragedaten zu beobachten. Die Hoffnung von Forschenden ist, dass sich durch die kleinräumige Verortung von Befragten sowie die räumliche Verknüpfung dieser Orte mit interessanten Nachbarschaftsmerkmalen die Kontexte sozialen Handelns besser erfassen und verstehen lassen (Stimson 2014: 18). In der Tat finden sich umfangreiche Arbeiten in den verschiedensten Teilbereichen der sozialwissenschaftlichen Forschung, etwa in der Analyse von politischen Verhalten und Einstellungen (Förster 2018; Klinger/Müller/Schaeffer 2017), sozialen Bedingungen von Gesundheit (Saib et al. 2014) oder sozialräumlichen Einflüssen auf Bildungsübergänge (Weßling 2016). Die Nutzung von georeferenzierten Umfragedaten hat indessen weitreichende Implikationen im Bereich des Forschungsdatenmanagements. Es müssen technische, organisatorische, datenschutzrechtliche und dokumentarische Fragestellungen geklärt werden. Denn zum einen handelt es sich bei der Nutzung von georeferenzierten Umfragedaten um ein interdisziplinäres Unterfangen (Dietz 2002: 540), das Forschenden und Forschungsprojekten Kenntnisse der Daten und entsprechender Software zu ihrer Nutzung abverlangt (Meyer/Bruderer Enzler 2013: 319). Zum anderen sind georeferenzierte Daten vor allem sehr sensible Daten (Skinner 2012: 8), die im Sinne des Datenschutzes besonders geschützt werden müssen. Schließlich sollten die Prozesse der Datenerhebung und räumlichen Verknüpfung angemessen dokumentiert werden – ein Unterfangen, das bei interdisziplinären Projekten oftmals erschwert ist (Edwards et al. 2011: 669f). Diesen Herausforderungen im Forschungsdatenmanagement ist das vorliegende Kapitel gewidmet, in welchem sie systematisiert und anhand praktischer Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden. In Abschnitt 12.1 werden zunächst grundlegende Begriffe und Prozesse geklärt. Die drei darauffolgenden Abschnitte widmen sich den technischen sowie organisatorischen (12.2), datenschutzrechtlichen (12.3) und dokumentarischen (12.4) Herausforderungen. Zunächst werden dazu jeweils die einzelnen Herausforderungen vorgestellt und anschließend Lösungsmöglichkeiten diskutiert. In Abschnitt 12.5 wird schließlich die Weitergabe von georeferenzierten Umfragedaten zur Sekundäranalyse skizziert, bevor Abschnitt 12.6 das vorliegende Kapitel zusammenfasst.

https://doi.org/10.3224/84742233