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Bohrmann, T. (2010). Mediale Gewaltdarstellungen. In C. Schicha & C. Brosda (Eds.), Handbuch Medienethik (p. pp 417-423). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92248-5_27

Zusammenfassung

Die Präsentation von Gewalt durch Medien ist ein gesellschaftliches Phänomen, das in unterschiedlichen Kulturepochen der Menschheit nachgewiesen werden kann (vgl. Kunczik 1993: 108-113). Aber erst in der Mediengesellschaft, die sich gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Hilfe technischer Innovationen allmählich ausbreitet, nimmt die Präsentation gewalthaltiger Inhalte zu. In der gegenwärtigen, durch die Medien geprägten Gesellschaft gibt es eine Fülle von Einzelmedien (Zeitung, Buch, Comic, Film, Computerspiel etc.), die mitunter auch Gewalt auf der Wort-und Bildebene darstellen und damit bewusst die Rezipienten anzusprechen versuchen: Erfolgreiche Kinofilme thematisieren Gewalt auf unterschiedlichen Ebenen und sind zumeist einem gewalthaltigen Genre zuzuordnen (etwa Action-, Science-Fiction-, Horror- und Fantasyfilm). In jedem Fernsehkrimi am Abend wird ein Gewaltverbrechen aufgeklärt. Politische Gewalt in Form von Kriegen, Bürgerkriegen und Attentaten ist Gegenstand von Nachrichtensendungen, politischen Magazinen, Dokumentationen und Sondersendungen. Beliebte Computerspiele, bei denen sich die Spieler mit den Figuren identifizieren und somit die Perspektive des gewalttätigen Charakters einnehmen können (Ego-Shooter), enthalten ganze Sequenzen von Tötungsakten. Und selbst in scheinbar harmlosen Kinder- und Jugendbüchern spielt Gewalt keine untergeordnete Rolle, wenn man nicht nur an die klassischen Märchen denkt, sondern vor allem auch an zeitgenössische, populäre Romane für eine junge Leserschaft (z.B. Harry Potter).

https://doi.org/10.1007/978-3-531-92248-5_27