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Mauer, R., & Recker, J. (2019). Data Sharing: Von der Sicherung zur langfristigen Nutzung der Forschungsdaten. In K. Weller, S. Netscher, & U. Jensen (Eds.), Forschungsdatenmanagement sozialwissenschaftlicher Umfragedaten (pp. 115–134). Verlag Barbara Budrich. https://doi.org/10.3224/84742233

Zusammenfassung

Transparente Forschungsprozesse und reproduzierbare Ergebnisse sind Qualitätsmerkmale wissenschaftlichen Arbeitens. Die dauerhafte Verfügbarkeit von Forschungsdaten – und damit auch deren Archivierung als notwendige Voraussetzung – leistet hierbei einen wesentlichen Beitrag: Sie macht empirische Forschung nicht nur nachvollziehbar, sondern auch anschlussfähig. Darüber hinaus ist ein möglichst offener Zugang zu qualitätsgesicherten und gut dokumentierten Forschungsdaten eine wichtige Basis für den wissenschaftlichen Fortschritt, indem Möglichkeiten für neue und innovative Fragestellungen auch über Disziplingrenzen hinweg geschaffen werden. Dieses Bewusstsein für den Wert von Forschungsdaten ist im gesamten Wissenschaftssystem deutlich gestiegen, mit teilweise sehr konkreten Auswirkungen: Es schlägt sich zum einen in gesteigerten förderpolitischen Maßnahmen zum Aufbau datenbezogener Infrastrukturen und Services nieder und in der Folge in einer Zunahme entsprechender Angebote. So sind beispielsweise in den letzten Jahren an vielen Hochschulen, aber auch an außeruniversitären Einrichtungen Repositorien und Services für Forschungsdaten aufgebaut worden, um den Bedarf der Forschenden an professionellen Lösungen für das Management, die Sicherung und die Veröffentlichung von Forschungsdaten zu decken. Darüber hinaus treten neue, teils kommerzielle Anbieter wie Figshare oder Mendeley Data in Erscheinung. Auch sehen Forschende sich zunehmend mit gestiegenen Erwartungen hinsichtlich des Umgangs mit den von ihnen erzeugten Forschungsdaten konfrontiert. Das veränderte Bewusstsein für den Wert von Forschungsdaten drückt sich auf forschungs- und förderpolitischer Ebene mittlerweile nicht mehr nur in der Form von eher allgemeinen und unverbindlichen Appellen aus, sondern mündet zunehmend auch in konkreten Maßnahmen und Auflagen. So gehen Forschungsförderer etwa dazu über, zumindest Aussagen zum geplanten Umgang mit erzeugten Daten bereits bei der Antragsstellung einzufordern, und beziehen diese zunehmend in die Entscheidung über eine Förderung ein. Vereinzelt finden sich mittlerweile in Bescheiden deutscher Förderer Auflagen dazu, wie nach Projektende mit den erzeugten Forschungsdaten zu verfahren ist. Zum Beispiel fordert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in bestimmten Programmen, dass „Standards des Forschungsdatenmanagements“ eingehalten und erhobene Forschungsdaten nach Projektende an ein geeignetes Forschungsdatenzentrum übergeben werden, „um im Sinne der guten wissenschaftlichen Praxis eine langfristige Datensicherung für Replikationen und gegebenenfalls Sekundärauswertungen zu ermöglichen“ (BMBF 2017: B2). Auch wenn derartige Regelungen zurzeit in Deutschland eher noch die Ausnahme bilden, lässt sich eine Tendenz hin zu mehr Verbindlichkeit – wie sie beispielsweise in den USA und im Vereinigten Königreich schon deutlich weiter vorangeschritten ist – auch in Deutschland erkennen. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich für viele Forschende die (idealerweise schon zu Projektbeginn zu beantwortende) Frage, wie sie mit ihren Forschungsdaten nach dem Ende des Projekts verfahren sollen. In diesem Zusammenhang gilt es, die geeignete Form der Sicherung, Archivierung oder Veröffentlichung der Daten zu bestimmen und sich ggf. für ein geeignetes Repositorium oder Datenzentrum zu entscheiden. In diesem Kapitel soll ein Überblick über die verschiedenen Optionen gegeben werden, Forschungsdaten zu erhalten und zur Nachnutzung durch Dritte zur Verfügung zu stellen. Dazu werden zunächst zentrale Begriffe erläutert, die Forschenden immer wieder begegnen, wenn sie sich mit der Frage beschäftigen, was mit den Daten nach Ende des eigenen Forschungsprojekts geschehen soll (Abschnitt 7.1). Abschnitt 7.2 befasst sich darauf aufbauend mit Zugangswegen zu Forschungsdaten sowie mit Lizenzen, die die Nutzung der Daten regeln können. Anschließend soll in Abschnitt 7.3 ein Überblick über bestehende Möglichkeiten gegeben werden, Daten über die Projektlaufzeit hinaus zu sichern und zugänglich zu machen. Abschnitt 7.4 beschreibt Maßnahmen, die Datenzentren üblicherweise durchführen, wenn sie Forschungsdaten für eine langfristige Sicherung und Bereitstellung übernehmen. Das Kapitel schließt mit Hinweisen dazu, wie Forschende ein für ihre Bedarfe geeignetes Repositorium auswählen können (Abschnitt 7.5).

https://doi.org/10.3224/84742233