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Publikationshinweis: Datentracking in der Wissenschaft (2021)

Datentracking ist ein Vorgang, der nicht nur Wissenschaftler*innen in ihren Projekten (z. B. Eye-Tracking-Studien) vor forschungsethische Herausforderungen stellt. Auch die eigenen Daten der Wissenschaftler*innen werden mehr und mehr zur Zielscheibe, da wissenschaftliche Verlage den Wert dieser Daten für sich erkannt haben. Der AWBI (Ausschuss für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme der Deutschen Forschungsgemeinschaft) hat zu diesem Thema ein interessantes Informationspapier geschrieben, das sich in seiner Argumentation auch auf die Problematik des Datentrackings in sozialwissenschaftlichen Studien übertragen lässt.

Die Daten der Wissenschaftler*innen werden z. B. bei der Literaturrecherche getrackt und von wissenschaftlichen Verlagen gespeichert. Analysiert werden unter anderem personalisierte Profile, Zugriffs- und Nutzungsdaten sowie die Verweildauern auf Seiten. Dadurch können die Verlage detaillierte Daten über das Nutzungsverhalten von einzelnen Personen oder Institutionen sammeln, die Nutzer*innen wissen dabei oftmals über das Ausmaß dieses Trackings nicht Bescheid.

Durch das Sammeln und Speichern dieser Daten lässt sich jedoch ein informationsreiches Profil der Nutzer*innen erstellen. Bei diesem Geschäftsmodell geht es zum einen um das kommerzielle Geschäft mit Daten über Wissen, wissenschaftliche Entwicklungen und ihre Handelnden. Zum anderen wollen die Verlage ihre Dienstleitungen ausbauen und verbessern, Wissenschaftler*innen können so zum Beispiel gezielt über Forschungsergebnisse aus ihrem Bereich informiert werden. Im Moment entwickeln immer mehr Verlage Software-Programme für die Forschung oder für ihr Forschungsdatenmanagement. So entstehen umfassende Datensammlungen über wissenschaftliche Aktivitäten in kommerzieller Hand.

Dieses Vorgehen kann möglicherweise erheblich gegen den Datenschutz der Wissenschaftler*innen verstoßen. Es bietet potentiell Möglichkeiten des Datenmissbrauchs oder der Wissenschaftsspionage. Deshalb ist es wichtig, eine Abwägung zwischen komfortabel gebündelten Serviceangeboten und der Kontrolle über die eigenen Daten zu treffen. Der AWBI will mit seinem Informationspapier eine Diskussion über diese Veränderungen anstoßen.  Sie wollen ein Bewusstsein für die Vorteile dieser Technologie, aber zugleich auch über die Risiken des Datentrackings im wissenschaftlichen Bereich schaffen.

Quelle: Ausschuss für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme (2021). Datentracking in der Wissenschaft: Aggregation und Verwendung bzw. Verkauf von Nutzungsdaten durch Wissenschaftsverlage. Ein Informationspapier des Ausschusses für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme der Deutschen Forschungsgemeinschaft. https://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/lis/datentracking_papier_de.pdf

Bildnachweis: Pexels / Pixabay